Frostworm

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Es war einmal ein Königreich. Dort lebte ein gieriger König, der alles für sich haben wollt. So erhob er jeden Tag eine neue Streuer für seine Untertanen. Beispielsweise eine Steuer für Dinge die man kaufte, denn dass war ja so üblich. Oder eine Steuer für das gehen, denn der Boden auf dem die Leute gingen gehörte ja ihm.
Die Bürger seines Reiches waren alle bettelarm, trotz dass sie hart arbeiteten. Wenn ein Bauer gute Ernten hatte, wurde ihm diese wegen der Sonnenschein- und Regensteuer wieder weggenommen. Fast alle Mensche im Reich hatten Schulden beim König, weil sie ihre Steuern nicht bezahlen konnten. Doch obwohl alle den König hassten, traute sich niemand etwas gegen ihn zu unternehmen oder auch nur zu sagen. Denn alle die sich gegen den König stellten, wurden sofort festgenommen und eingesperrt. Selbst das Königreich verlassen und Ausreisen konnte niemand, da sich niemand eine Ausreisesteuer leisten konnte.
Und so ging der König jeden Abend auf seine Schlossmauer und schaute auf die Stadt herunter, um zu sehen was er den noch alles besteuern kann. Als er von dort Kinder Lachen und Spielen sah, verhängte er am nächsten Tag eine Lach- und Kichersteuer. Am folgenden Abend stand er wieder auf der Schlossmauer und war er froh, denn er sah keine lachenden Kinder mehr. Aber dann sah er wie die Leute den schönen Sonnenuntergang genossen und so führte er gleich am nächsten Morgen eine Abgabe auf das Anschauen des Sonnenuntergangs ein.
Aber auch als er am nächsten Tag auf der Schlossmauer stand, sah er etwas, was er den Leuten wegnehmen konnte. Er sah wie es sich die Leute im warmen Wetter gut gehen ließen. Und so schicke er am nächsten Tag einige Kundschafter aus, um ihm jemanden zu holen, der die Wärme einfangen konnte. Nach drei Tagen kam einer der Kundschafter zurück und brachten einen Zauberer der ein Gerät bauen konnte mit dem man die Wärme einfangen konnte. Und so ließ der König die Handwerker seines Reiches kommen und unter Aufsicht des Zauberers das Gerät bauen.
Als das Gerät fertig war. Wurde der König gerufen. Der sah es sich an und war begeistert: endlich würde er den Menschen auch noch das letzte Wertvolle nehmen können. Dann wäre der ganze Reichtum des Königreichs seiner. Also schaltete er das Gerät ein. Diese hufte und puffte, saugte über einen langen Schlauch die ganze Wärme ein und pumpte sie in Säcke. Die Säcke mit der Wärme ließ der König in seine große Schatzkammer bringen.
Am Abend ging der König voller Zuversicht auf seine Schlossmauer. Jetzt würde er kein Lachen mehr vernehmen, denn alles was Freude bereiten konnte besaß er.
Als er von seine Schlossmauer hinunterblickte war das ganze Land vom Schnee bedeckt. Alles war ruhig und friedlich. Kein Mensch war weit und breit zu sehen, denn sie hockten alle in ihren Häusern und frohren. Auch die Häuser waren Dunkel und kalt, da sich keiner Brennmaterial leisten konnte.
Der König war mit diesem Anblick sehr zufrieden, denn nirgends war mehr auch nur der kleinste Ton der Freude zu hören, nur noch Stille und das rauschen des Windes. Zum ersten Mal seit langer Zeit zeigte sich auf dem Gesicht des Königs ein Lächeln. aber es war kein schönes Lächeln, sondern ein hämisches selbstzufriedenes.
Langsam ging er auf der Schlossmauer um sein Schloss herum, um sich die ganze Umgebung zu beschauen. Kaum das er aber auch nur die Hälfte des Schlosses umrundet hatte, sah er eine weiße Gestalt vor seiner Mauer stehen. Er lief näher auf der Mauer heran, um sich diese näher zu beschauen. Es war eine art Wurm aus Fünf Schneekugeln geformt. Vier auf dem Boden und eine als Kopf vorn auf der Zweiten. Und dieser Kopf zeigt ein gar grässliches Gesicht. Eine breit grinsende Fratze mit spitzen Zähnen aus Eiszapfen und zwei schwarzen Dreckklumpen als Augen.
Als der König das sah, erstarte sein Grinsen und verschwand. Ersetzt wurde es durch eine von Wut verzehrtes Gesicht. Wie konnte es jemand wagen, solch ein Ungetüm vor seiner Mauer zu bauen und ihn damit zu beleidigen. Er rannte Wutentbrannt zu der Figur vor seiner Mauer hinunter und schlug sie mit einem Stock kurz und klein. Außer Atem ging er wieder in sein Schloss und legte sich mürrisch in sein Bett.
Am nächsten Tag hatte er schon ein ungutes Gefühl als er auf die Schlossmauer stieg und auch diesmal starrte wieder ein Ungetüm von vor der Mauer ihn grinsend an. Nur war es größer als am Vortag und noch hässlicher. Vor Wut rot angelaufen und hüpfte der König auf der Mauer auf und ab. Dann rief seine Wachen, um das Ungetüm aus Eis und Schnee zu vernichten.
Am dritten Tag wollte er die Übeltäter bei ihrer Untat erwischen und versteckte sich deshalb noch vor Sonnenaufgang an einer guten Stelle auf seiner Schlossmauer, um selbst zu sehen, wer kam und das Ungetüm errichtete. Sein Misstrauen den Menschen gegenüber ging soweit, dass er nicht einmal seiner eigenen Wache mehr traute.
Kurz nach Sonnenaufgang fing es aber an zu schneien. Wenig später war das Schneegestöber dann auch schon so dicht, dass der König nicht mehr den Boden vor seiner Schlossmauer erkennen konnte. Ungeduldig wartete er trotzdem in seinem Versteck, um vielleicht doch noch jemand zu sehen. Als es später Nachmittag wurde und das Schneegestöber nachließ, hatte der König noch Hoffnung, nun doch noch die Übeltäter zu erwischen. Aber was musste er dann vor seiner Schlossmauer sehen? Ein gigantisches Wurm aus Schnee! Allein der Kopf war größer als er, mit Eiszapfenzähnen solang wie sein Arm. Und die Kugeln des Wurmkörpers wollten anscheinend gar kein Ende nehmen.
Obwohl der König den ganzen Tag gefroren hatte, kochte er nun vor Wut. Er rief seine Wache zusammen und ging selbst hinunter, um die Vernichtung seines Widersachers den Frostworm zu überwacheren.
Zusammen marschierten sie vor die Schlossmauer und begannen mit Stöcken und Stiefeln den Wurm kaputt zu schlagen. Allerdings war das gar nicht so einfach, die Schneekugeln des Wurms wollte und wollte kein Ende nehmen. Als wäre dies nicht schon genug teilten sich der Körper in zwei Schneekugelreihen, kaum das er die Stadt verlassen hatte.
Als der König das sah hüpfte er wütend auf und ab. Dann schickte er die Hälfte seiner Soldaten der linken Schneekugelreihe hinterher und er selbst zerstörte mit den Rest der Soldaten die rechte Schneekugelreihe. Wie wild hackte er nun mit einem Stock auf die Schneekugeln ein.
Der König war rasend vor Wut. Er schrie und schimpfte und prügelte auf den Schnee des Wurms ein. Den Soldaten machte er fürchterliche Angst, denn sie kannten die Strafen die der König denen gab, die nicht seine Befehle sofort befolgten. So sagten sie nichts als sie und der König nicht mehr Schneekugeln zerschlugen, sondern einen langen Schneehügel der mehr nach einer Schneewehe aussah. Sie machten einfach weiter, in der Hoffnung, dass der König irgendwann von selbst genug hatte. Der König war aber getrieben von unbändiger Wut. So ging es weiter und weiter. Wenn der König eine Verzweigung im Wurmkörper sah, teilte er seine Gruppe. Dabei wurde die Gruppe des Königs immer kleiner und sie gingen bei ihrer Zerstörungstat immer mehr in die Berge hinein. Irgendwann schicke der König auch noch den letzten Soldaten einer anderen Wurmspur hinterher. Der Soldat sah den König tobend auf eine Schneewehe einschlagend im Wald verschwinden. Er selbst machte sich nur Halbherzig auf, seine Schneewehe zu zerschlagen.
Gegen Abend kamen die ersten Soldaten zurück zum Schloss. Alle waren sie vorsichtig, denn sie wussten ja nicht, was der König für eine Laune hatte und ob sie nach seiner Meinung ihre Aufgabe zur Genüge erfüllt hatten. Als sie aber hörten, der König sei noch nicht zurück, waren sie alle erleichtert.
So ging es die nächsten Stunden weiter. Nach und nach kamen alle Soldaten zurück zum Schloss. Vom König aber gab es keine Spur. Einige Soldaten machten sich auf den König zu suchen, konnten ihn aber nach zwei Tagen Suche nicht finden.
Im Schloss und der umgebenen Stadt herrschte Stille. Alle Warten auf die Rückkehr des Königs. Als er auch nach 2 Wochen nicht wieder aufgetaucht war, ging der Bürgermeister mit einer Gruppe Bürger zum Schloss, was nun werden sollt. Aber auch dort herrschte Ratlosigkeit. Der König hatte keine Freunde oder Verwandten die seine Stelle einnehmen konnten. Er hatte immer alle nur beschimpft und erniedrigt, so dass niemand mit ihm zusammen sein wollte.
Da niemand sonst da war, wurde der Bürgermeister zum neuen Herrscher gewählt. Niemand hatte etwas dagegen, da niemand glaubte oder hoffte, dass der König zurückkam. So befahl der Bürgermeister, dass alle Gesetze des alten Königs nicht mehr galten. Er ließ die Schatzkammer öffnen und gab den Bürgern wieder die Wärme und ihr Hab und Gut zurück. Auch die Gefangenen des alten Königs wurden freigelassen. Der Bürgermeister machte neue gute Gesetze, die den Bürgern halfen und herrschte gut über das Land.
Der alte König aber wurde schnell vergessen. Niemand dachte mehr an ihn, nur manchmal wurden Gruselgeschichten über ihn erzählt. Um Herrscher davon abzuhalten, so wie er zu werden.
Und manchmal in den Bergen, an trüben, verschneiten Tagen, wenn ein eisiger Wind weht und man ganz genau hinhört, dann kann man in der ferne den König noch Fluchen und Schreien hören. Aber der Frostworm den kann keiner Fangen. Im Winter kriecht er durch den Schnee. Im Frühling tanzt er lachend die Flüsse hinunter. Im Sommer schwimmt er durch die tiefe See und sonnt sich. Und im Herbst kann man ihn vom Himmel heruntergrinsen sehen.